Neben unseren familienfreundlichen Pilotdurchläufen an verschiedenen Spielstätten, Interviews mit Veranstalterinnen und Gesprächsformaten mit nationalen und internationalen Künstler*innen, war dieses Labor unserer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema „parents in theaters“ gewidmet.
Zusammen mit unseren Kindern haben wir Plakate gestaltet und diese dann in einer gemeinsamen – und maskierten – Aktion im Hof des Dock 11, wo sowohl die Tanzszene als auch Familien ein-und ausgehen, angebracht. Unsere Inspiration: die Guerilla Girls, die mit ihren Plakataktionen und öffentlichen Auftritten mit Gorilla Masken auf verschiedene Diskriminierungsformen im Kunstbetrieb hinweisen.
Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Eltern und Sorgetragende in kultureller Teilhabe nicht mitgedacht werden. Indem wir unsere Kinder miteinbeziehen demonstrieren wir, dass es möglich ist, Kunst transgenerational zu schaffen und zu erleben, wenn bestimmte Parameter wie Zeit, Raum und Formate neu betrachtet werden.
So sitzen wir – 6 Agler*innen – an einem Freitag Vormittag im September auf dem Boden im Studio des queer-feministischen Kollektivs Altes Finanzamt.
Heute treffen wir uns ohne Kinder, um so viel wie möglich vorzubereiten. Ausgerüstet mit Farbtöpfen, Pinseln, Zeitschriften und Theaterkatalogen machen wir uns an die Arbeit. Das Ziel: 15 collagenartige Plakate gestalten. Zwischendurch werden immer wieder Masken anprobiert. Wir assoziieren mögliche Schlagwörter und Aufschriften für die Plakate.
Wir beginnen mit: „Eltern ins Theater!“, „theater for all!“ und knüpfen schnell Verbindungen zu unseren eigenen Arbeitsbedingungen. Eine schlägt vor: “Killen Kinder Künstlerkarrieren?“ und eine mit Eisbärenmaske, frei nach Sara Ahmed: „Mut zum killjoy“.
Am Samstag treffen wir uns mit Kindern.
Heute sind wir 7 Agler*innen, und 9 Kinder im Alter zwischen 20 Monaten und 9 Jahren.
Ausserdem haben wir Unterstützung von eingeladenen Eltern und Kindern. Der Plan: Vormittags Basteln, um 14 Uhr Fotosession, 15:30 Plakatierung am Dock 11. Es ist ein volles Programm, aber wir haben reichlich Puffer eingebaut für Pausen, Mittagsschlaf und Unvorhergesehenes. Die Kinder sind begeistert dabei, helfen bei der Fertigstellung der Plakate und bereiten ihre Masken vor, die sie dann bei unserer Plakataktion tragen können. Ein Kind fragt: Wieso denn Masken? Mir fallen vielen Gründe ein. Nach einer Weile antworte ich: Weil wir auffallen wollen. Dass wir auch ohne Masken auffallen, merken wir später. Dazu gleich mehr.
Die Gestaltung nimmt mehr Zeit in Anspruch als wir dachten. Zwei von uns sind ohne Kinder da und kleben, schreiben und malen ohne Unterbrechung, damit wir unser Pensum von 15 Plakaten erreichen.
Dann geht es los. Wir versammeln uns alle auf dem Hof, wo wir und die Plakate fotografiert werden.
Die großen Kinder brauchen unbedingt Bewegung und spielen wild Fangen, zwei kleinere bräuchten dringend einen Mittagsschlaf, ein Kind ruft „Ich muss mal“ natürlich genau in dem Moment, als sämtliche Türen abgeschlossen sind und wir bereit sind zu gehen. Irgendwie setzen wir uns dann doch in Bewegung, von Neukölln bis Prenzlauer Berg, 7 Frauen, 7 Kinder, ausgerüstet mit einer Kamera, drei Kinderwägen und einem Fahrrad. Schon dieser Weg gehört zur Kunstaktion.
Wir sind nicht zu übersehen und bahnen uns unseren Weg über das samstägliche Gewimmel auf der Karl-Marx-Straße zum U-Bahnhof Hermann-Platz. Wir drängen uns mit Kindern, Kinderwägen und Fahrrad die Treppen hinunter (der Fahrstuhl funktioniert nicht), quetschen uns in die U-Bahn bis zum Rosenthaler Platz, schleppen uns mit Kindern, Kinderwägen und Fahrrad die Treppen hoch (auch dort funktioniert der Fahrstuhl nicht) und gehen gleich zu Fuß weiter, da auch die Tram heute ausfällt (der Skater Marathon findet heute statt).
Schließlich kommen wir, etwas später als geplant, aber gut gelaunt und voller Tatendrang im Hof des Dock 11 an. Wir setzen unsere Masken auf und kleben und kleistern unsere Plakate an die Hofwand. Drei unserer Plakate dürfen dort bleiben um auf unsere Anliegen aufmerksam machen. Es ist lange nach 17 Uhr, als die letzten von uns das Dock 11 verlassen. Es war ein inspirierender Tag zwischen Kunst, Kindern und kulturpolitischem Aktivismus.
Für die, die nicht live dabei sein konnten, wurde die Kunstaktion live auf Instagram geteilt. Die Fotos können hier weiterhin angeschaut werden.
Planung der Kunsaktion: Isabel Mohn und Diana Thielen
Ag Beteiligte: Claudia Garbe, Anja Kolmanics, Heike Kuhlmann, Saskia Oitmann, Johanne Timm
Fotos: Mayra Walraff
mit Dank an:
Alma, Bela, Emilio, Jaro, Lea, Levi, Manuel, Marek, Annette Lux mit Töchtern, Juliane und Anouk Meissner, Mareike Naber
Kirsten Seeligmüller und das Dock 11
Kollektiv Altes Finanzamt https://altesfinanzamtcollective.net/
Artist Lab / Get labelled: Parents in Theaters!
ein Evaluations-Labor der Ag Tanz und Elternschaft in Trägerschaft des ZTB e.V.
Die Bundesweiten Artist Labs sind eine Maßnahme des Fonds Darstellende Künste, finanziert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.