Kunstsparten übergreifendes Austauschtreffen
Blitzblauer Himmel über Berlin schon als ich um 8:15 das Haus verlasse. Ich freue mich für das Artist LAB die lake studios gebucht zu haben, mit dem wunderschönen Garten und dem Müggelsee fußläufig. In der S-Bahn ist es ganz schön heiß mit Baby in der Trage am Bauch. Schon kommen die ersten Nachrichten meiner Mitstreiterinnen Saskia Oitmann, Jenny Haack und Raisa Kröger aus dem Orgateam: „S-Bahn Pendelverkehr wegen technischer Probleme.“ Na gut. „An welcher Station steckt ihr fest? Wer schafft es rechtzeitig? Habt ihr eure Kinder schon in den Kinderladen und die Schule gebracht?“. Auch die Opernsängerin und Co-Gründerin der Initiative „Bühnenmütter“ Annika Mendrala und die Regisseurin und Performerin Liz Rech wollten in Hamburg losfahren, nachdem sie ihre Kinder in die Kita gebracht haben. Und schon sind wir mittendrin im Thema.
Arbeit in Beziehung zu Kunst und Elternschaft.
Das LAB ist das erste von vier Vernetzungstreffen. Die AG Tanz und Elternschaft lädt über die Treffen zum Austausch ein zu zwei zentralen Fragen:
- Welche (künstlerischen) Perspektiven entwickeln Künstler*innen in Elternschaft während der Pandemie?
- Wie können zentrale Strukturen (Förderung, Spiel-, Ausbildungs-, Residenzorte) für sie zugänglicher gemacht und Netzwerke aufgebaut werden?
Im ersten Treffen sind neben den Sparten Oper und Performance die Schriftstellerinnen Sybilla Vričić und Katharina Bendixen von der Initiative „other writers need to concentrate“ mit dabei. Die bildende Künstlerin Rani Le Prince macht nach dem Kennenlernen den Anfang mit einem Impulsvortrag zu ihren Zeichnungen und Skizzen, in denen Choreografien der indischen Tänzerin Padmini Chettur (zeitgenössische Versionen des Bharatanatyam Tanzes) zu Papier fanden. „Die Kinder immer mit dabei im Proberaum“, wie Rani Le Prince erzählt. Teresa Monfared stellt die Initiative „Kunst und Kind“ vor sowie den Trailer zu ihrem Projekt „Göttlichkeit trifft Punk“ – eine Performance mit hoch schwangeren Tänzerinnen. Die aus Erfurt angereiste Franziska Burkhard beleuchtet Mutterschaft aus der Perspektive der „Reue“ und erzählt davon, wie ihre persönlichen Erfahrungen der Transformation zur Mutter ihre PHD Thesis inspiriert haben.
Annika Mendrala, die die Initiative „Bühnenmütter“ mitgegründet hat, erzählt von Künstlerinnen, die in einer qualitativen Umfrage berichten von Diskriminierung, nicht verlängerten Honorarverträgen und übergriffigen Kommentaren zur ästhetischen Problematik von Alter und sich verändernden Bäuchen nach einer Schwangerschaft. Nach Einschätzung von Katharina Bendixen und Sybilla Vričić ist es in der Literatur nicht sehr anders, wenn auch vielleicht nicht ganz so direkt ausgesprochen: ein Kind ist der künstlerischen Karriere ein Hindernis. Mit zwei Kindern eine Künstlerkarriere kaum mehr möglich. Zumindest für Frauen – Mütter.
Liz Rech schließt die Runde mit Einblicken in ihre performativen und aktivistischen Arbeiten zum Thema Elternschaft ab, darunter das Rechercheprojekt „der Himmel über mir“ in der sie ihre künstlerische Praxis während der Pandemie dokumentiert und künstlerisch aufarbeitet.
Man bekommt einen schönen Eindruck davon, wie vielseitig inspirierend Eltern-, am heutigen Treffen insbesondere Mutterschaft, für die eigene künstlerische Praxis sein kann, und wie schwierig es unter aktuellen Bedingungen ist, beides zu vereinbaren.
Wir diskutieren später darüber, warum der Begriff „Mutter“ insbesondere im Kunstbereich einen Beigeschmack hat und sammeln künstlerische Praktiken, die Künstler*innen in Elternschaft während der bereits 2 Jahre andauernden Pandemie entwickelt haben. Wir analysieren, was sich bewährt hat, zeigen Grenzen und Barrieren auf. Fragen, welche künstlerischenlerischen Praktiken sich für eine postpandemische Zukunft anbieten und wie die Pandemie den Kontakt zum Publikum beeinflusst hat, welche Modelle gefunden wurden, um den Dialog mit dem Publikum aufrecht zu erhalten?
Der Wunsch ist groß, das Thema Elternschaft im Kunstbereich als gesamtgesellschaftliche Frage zu verstehen. Konkrete Anliegen, Vorschläge und Ideen, auch an die (Kultur)Politik sollen aus den Ergebnissen ausformuliert werden. Wir sind uns einig, dass die strukturellen Probleme zu Barrieren führen, insbesondere für kunstschaffende Mütter, da diese überproportional mit der Vereinbarung von Beruf und Elternschaft konfrontiert sind. Gleichzeitig eröffnen die Rollenkonflikte rund um Elternschaft und Mutterschaft ein interessantes Spannungsfeld für die Kunstproduktion.
Eingeladene Künstlerinnen:
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- Katharina Bendixen https://other-writers.de/ueber-uns/
- Franziska Burkhardt https://feministmotherhood-archive.blogspot.com
- Annika Mendrala https://www.buehnenmuetter.com/
- Theresa Monfared https://Kunstundkind.berlin/
- Rani Le Prince http://ranileprince.de/danse/
- Liz Rech https://lizrech.wordpress.com/about/
- Sibylla Vričić https://other-writers.de/ueber-uns/
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Eingeladene Künstlerinnen im Interview:
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- Maicyra Leao https://www.maternalfantasies.net/
- Daniella Strasfogel https://www.daniellastrasfogel.com/
- Maicyra Leao https://www.maternalfantasies.net/
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Beteiligte Künstlerinnen der AG Tanz und Elternschaft:
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- Jenny Haack https://www.jennyhaack.de/
- Anja Kolmanics http://anja-kolmanics.blogspot.com/
- Raisa Kröger https://www.buecking-kroeger.com/
- Saskia Oitmann https://www.saskiaoidtmann.de/
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